Akademie St.Gallen: «Es gibt ein breiteres, integriertes und hochqualitatives Angebot»

* Die Akademie St.Gallen, die Weiterbildungsabteilung des KBZ St.Gallen, übernimmt die Weiterbildungsabteilung des BWZ Rapperswil-Jona * Beide profitieren in vielfacher Hinsicht, und davon wiederum profitieren die Studierenden. * Thierry Kurtzemann, Leiter der Akademie St.Gallen an beiden Standorten, und Werner Buchmann, Standortleiter von Rapperswil-Jona, geben im gemeinsamen Interview Auskunft.

Akademie St.Gallen
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Veröffentlicht am

1.7.2025

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KOMMENTAR

Akademie Fusion St.Gallen mit Rapperswil-Jona

Sie beide sind jeweils für einen Standort zuständig, beide haben Sie Vorgesetzte beim Kanton St.Gallen, und doch muss jeder schauen, dass sein Standort floriert. Kann man das mit zwei Formel-1-Fahrern vergleichen, die beide gewinnen wollen, aber zum gleichen Rennstall gehören?

Thierry Kurtzemann (TK): Das Bild kommt ungefähr hin. Aber anders als bei der Fahrerwertung im Rennsport steht dieser Aspekt bei uns nicht im Vordergrund. Wir können uns gegenseitig unterstützen und so gemeinsam im Rennen vorne liegen. Wenn Sie also den Vergleich mit der Formel 1 suchen, würde ich es so formulieren: Wir decken einander, um der Konkurrenz kein DRS (Drag Reduction System, Verminderung des Luftwiderstandes durch beweglichen Heckflügel) zu geben und sind uns völlig im Klaren, dass wir uns nie gegenseitig abdrängen würden. In unserem Fall steht im Vordergrund, gemeinsam das geplante Mengengerüst, eine gute Klassenauslastung, eine hohe Durchführungsquote und natürlich auch den budgetierten Umsatz zu erreichen. Wer dann am Ende wie viel dazu beigetragen hat, ist zwar interessant, aber am Ende unwichtig – solange es keine gravierenden Umsatzveränderungen pro Standort gibt.

Werner Buchmann (WB): Man könnte es auch so sagen: Wir schauen füreinander und blicken gemeinsam auf die anderen Anbieter. Und es ist ganz klar: Wir wollen mit einer sehr guten Qualität punkten, Umsatz-Schinderei alleine bringt uns nicht weiter.

Auf LinkedIn war von Ihnen kürzlich zu lesen: «Zwei starke Partner bündeln ihre Kräfte.» Warum die Fusion unter ein Dach?

WB: Die Entwicklung in der höheren Berufsbildung zeigt: Kleinere Schulen werden es in Zukunft schwerer haben, und wir wollen die Synergieeffekte nutzen. So können sich beispielsweise auch die Dozierenden untereinander austauschen; viele waren bisher auf sich allein gestellt in ihrem spezifischen Wissensgebiet.

Was spricht denn gegen kleinere Anbieter?

WB: Das hat zum Beispiel mit der Digitalisierung zu tun, die nicht zuletzt durch die Pandemie zusätzlichen Schub erhalten hat. Es sind laufend aufwendige Entwicklungen zu stemmen. Ein Beispiel sind IT-Projekte, um bei der Qualität des Angebots vorne mit dabei zu bleiben. Diese Projekte sind zum Teil sehr kostenintensiv und bei uns der grösste Kostenblock, da wir derzeit noch zwei verschiedene Systeme haben, und dann noch jeweils unterschiedlich in der Aus- und in der Weiterbildung. Da macht es Sinn, dass der Code nicht zweimal erfunden wird. Zudem versprechen wir uns einige Synergieeffekte im Backoffice und auf Stufe Lehrgangsleitungen – und zwar gegenseitig.

TK: Der Markt hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Er ist viel dynamischer geworden, und es gibt viel mehr private Anbieter als früher, da diese seit 2015 ebenfalls Subventionen im Rahmen der HFSV erhalten und mit der 2018 eingeführten Subjektfinanzierung Studierende Unterstützungsbeiträge für eidgenössische Vorbereitungskurse direkt vom Bund erhalten. Leistungsvereinbarungen mit Kursanbietern entfallen somit, was zu einer Liberalisierung des Marktes geführt hat. Für gesunde Konkurrenz ist somit gesorgt und der demografisch bedingte Rückgang der Studierenden führt zusätzlich zu einem Verdrängungsmarkt.

WB: Ein weiterer Grund ist der, dass es nicht viel Sinn macht, wenn jeder allein ein methodisch-didaktisches Konzept entwickelt. Für Rapperswil-Jona ist das Zusammengehen ein Vorteil: Wir profitieren von der Qualität der Akademie in St.Gallen. Es ist eine grosse Chance für uns, diese Konzepte zu übernehmen. Allein hätten wir mit unserer Grösse in Rapperswil-Jona vermutlich irgendwann Probleme im Markt.

TK: Umgekehrt profitiert der Standort St.Gallen vom technischen Hintergrund der Weiterbildung – nicht nur der IT –, den Rapperswil-Jona mitbringt. Das gibt eine Diversifikation und gleichzeitig ein integriertes Lehrgangsangebot statt thematische Bildungsinseln. Es betrifft auch das Netzwerk, beispielsweise unter den Dozierenden.

WB: St.Gallen wiederum ist stark in der Wirtschaft, das Angebot ergänzt sich gut. Und betrachtet man die Anforderungen, die an die Studierenden gestellt werden, wenn sie aufsteigen, macht es Sinn vor allem für Techniker, ein besseres Verständnis für wirtschaftliche Gesamtzusammenhänge zu haben. Und ein wenig auch umgekehrt, dass man in Führungspositionen ein etwas besseres Verständnis für die Anforderungen und Chancen der technischen Seite hat.

Sind gleiche Kurse bei Ihnen an beiden Standorten gleich teuer?

WB: Ja, die Tarife sind identisch.

Thierry Kurtzemann, Leiter der Akademie St.Gallen an beiden Standorten, und Werner Buchmann, Standortleiter von Rapperswil-Jona. (v.l.)

Stimmt der Eindruck, dass es menschlich zwischen Ihnen harmoniert?

TK: Ja, absolut. Und wir kennen uns schon lange und respektieren uns gegenseitig.

Auch wenn Sie, Thierry Kurtzemann, Chef von Ihnen, Herr Buchmann, sind, und es ein paar Unterschiede in den Kulturen gibt wegen der Menschen in den verschiedenen Lehrgängen?

TK: Ja. Das sehen wir entspannt.

WB: So ist es. Und die Kultur in Rapperswil-Jona präge ich weiterhin, und beide Standorte gehören zum Kanton St.Gallen – so verschieden sind wir gar nicht … auch wenn es natürlich bei Kleinigkeiten in der Belegschaft am Anfang ein paar Diskussionen gab. Aber das ist normal und richtig so, wir haben diskutiert. Jetzt sind alle eingeschworen und positiv.

Gibt es ein Zieldatum für die Umsetzung der Fusion?

WB: Ja, das gibt es – wir geben uns zwei Jahre. Dieses Jahr ist das Jahr der Konsolidierung, 2026 ist eine Steigerung des gemeinsamen Umsatzes geplant, und im Jahr 2027 wollen wir mit den neu konzipierten Angeboten durchstarten.

Sie könnten doch auch Grundlagenfächer gemeinsam anbieten für verschiedene Module. Das würde helfen, Kosten zu sparen.

TK: Das haben wir früher so gemacht. Der grosse Nachteil ist der, dass es dann weniger Klassenzusammenhalt gibt. Denn die Interessen der Menschen in den verschiedenen Lehrgängen sind doch sehr unterschiedlich. Die Studierenden haben andere Schwerpunkte und fragen aus unterschiedlichen Perspektiven heraus. Zudem würde das Networking untereinander nicht gerade gefördert. Die hohe Qualität, für die wir einstehen, könnte so leiden. Die Erfahrung zeigt uns, dass aus den vollständig integrierten Klassen heraus auch nach Abschluss der Weiterbildung stabile Freundschaften bestehen bleiben.

WB: Wir sehen, dass 85 bis 90 Prozent der Studierenden das sehr zu schätzen wissen.

Was sind die Vorteile für die Studierenden, dass die beiden Standorte St.Gallen und Rapperswil nun fusionieren und unter einer Leitung stehen?

TK: Es gibt ein breiteres, integriertes und hochqualitatives Angebot, eine moderne Form des Unterrichts mit unterschiedlichsten Unterrichtsformaten – Stichwort Blended Learning. Dann bieten wir den Zugang zu mehr Lehrgängen aus einem Guss und eine wachsende Professionalisierung in anspruchsvollen Lehrgängen. Durch unser Netzwerk haben wir einfach mehr Möglichkeiten.

WB: Für uns in Rapperswil-Jona ist es ein grosser Vorteil, dass wir bei uns im Finanz- und Rechnungswesen nun auch mit Akapedia 2.0 starten können.

Was ist Akapedia 2.0?

WB: Akapedia 2.0 ist unser gemeinsames digitales Lernkonzept, das es bisher nicht gab in Rapperswil-Jona. Das moderne Lern-Tool mit Lernvideos und realen Business Cases ermöglicht selbstorganisiertes Lernen geräte- und ortsunabhängig im individuellen Lerntempo mit individuellen Wiederholungen und ist nicht an Uhrzeiten gebunden. Zur Not ginge es auch in den Ferien, ohne dass man Bücher mitschleppen müsste.

TK: Es ist eine multimediale Plattform inklusive vieler Lernvideos und Quizfragen und hochprofessionell aufgestellt. Der Inhalt wurde nicht eingekauft, sondern von unseren Dozierenden bzw. einem Autorenteam von Dozierenden erstellt. Die meisten Bilder stammen ebenfalls von uns, es gibt Interviews mit Schweizer Protagonistinnen und Protagonisten. Die Stimmen im Off wurden von professionellen Sprecherinnen und Sprechern aus Deutschland eingesprochen – ohne KI.

Warum keine KI?

TK: Das haben wir anfangs probiert, aber die Ergebnisse waren unbefriedigend. Beispielsweise gab es störende Unterbrechungen im Redefluss. Auch hier wieder: An der hohen Qualität, die wir in unserer Marketingkommunikation auch gerne betonen, wollen wir keine Abstriche machen.

Die Personen
Werner Buchmann
ist seit Anfang 2025 Standortleiter der Akademie St.Gallen in Rapperswil-Jona an der Zürcherstrasse 1. Vorher war er Leiter Weiterbildung und stellvertretender Rektor des Berufs- und Weiterbildungszentrums Wil-Uzwil.
Dr.oec. HSG Thierry Kurtzemann ist Schulleiter der Akademie St.Gallen mit den beiden Standorten in St.Gallen und Rapperswil-Jona.
Akademie St.Gallen – Weiterbildungen aus einem Guss an zwei Standorten
Die Akademie St.Gallen ist eine traditionsreiche Berufsbildungsinstitution des Kantons St.Gallen im Bereich der kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen Weiterbildung. Sie verfügt über zwei Standorte – im Zentrum von St.Gallen sowie am oberen Zürichsee in Rapperswil-Jona.
Mit rund 1500 Studierenden ist die Akademie St.Gallen im Bereich der kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen Weiterbildungen einer der führenden Anbieter für ambitionierte Berufsleute in der Ostschweiz.
Am Markt wird die Akademie im Bereich Management und Führung als Qualitätsführer bei der Wissensvermittlung wahrgenommen. An beiden Standorten wird für eine qualitativ hochstehende und praxisorientierte Weiterbildung mit optimalen Aussichten auf den Prüfungserfolg garantiert. Der Zugang zu einem Netzwerk von über 400 Dozierenden aus Wirtschaft und Verwaltung eröffnet neue Chancen für die berufliche Karriere der Studierenden.
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